Schreibübungen dienen dazu – wer hätte es gedacht – die eigenen Fertigkeiten zu verbessern und mit einigen wenigen Vorgaben etwas zu erschaffen, das man so vielleicht noch nie gemacht hat. Wenn mehrere Autoren an einer solchen Übung teilnehmen, dann kann man auch bei anderen schauen, wie die an die Aufgabe herangegangen sind. So können alle von einander lernen und sich stetig verbessern. Im besten Fall gibt es im Anschluss noch konstruktives Feedback von allen für alle. Die Schreibübung mit dem Stichwort „Mahlzeit!“ stammt aus der gleichen Iteration einer Übung, aus der auch schon „Geheim!“ stammte.
Was ist die Schreibübung 7-14-7?
Das Schreib-Forum bietet neben der Schreibübung "Schreiben gegen die Zeit" auch eine längerfristig angelegte Schreibübung. Bei der Schreibübung 7-14-7 gibt es eine Abstimmung über drei Themen mit je einem zugehörigen Begriff, die sieben Tage dauert. Im Anschluss haben die Teilnehmer vierzehn Tage Zeit für einen entsprechenden Text. Im Nachgang wird weitere sieben Tage über den Gewinner der Challenge abgestimmt.
Die Aufgabenstellung war hier auch wieder sehr spannend: „Eure Figur isst zu Mittag; es gibt etwas, das ihr gut schmeckt. Idealerweise isst die Figur alleine, denn die Szene soll ohne Dialog stattfinden. Beschreibt Aussehen, Geschmack, Textur des Essens, ohne dass es langweilig wirkt. Die Rahmenhandlung sollte sich auf den Vorgang der Nahrungsaufnahme beschränken. Mindestes 250, maximal 500 Wörter.“
Das war mir zugegebenermaßen etwas zu eng, obwohl ich die grundsätzliche Idee einer rein beschreibenden Szene durchaus gut finde. Vor allem kann man bei einer einzelnen Mahlzeit und dem Prozess des Essens so viele wunderbare Dinge beschreiben. Aber es gehört manchmal auch so viel mehr dazu als nur die Mahlzeit allein. Deswegen war für mich klar, dass ich nicht nur das Essen beschreiben will, sondern auch alles, was drumherum passiert und existiert. Und wie das so bei meinen Texten ist: am Ende gibt es noch einen kleinen Twist, das ist irgendwie mein Ding.
Lasst gerne einen Kommentar da, wenn euch die Geschichte gefallen hat. Sagt mir auch gerne, wenn der Twist zu offensichtlich war oder wenn er euch tatsächlich überrascht hat. Ich freu mich immer über Kritik. So kann auch ich mich verbessern.
Eine gute Mahlzeit
Isst man nur selten etwas wirklich Gutes, dann muss man das auch zelebrieren. Das war zumindest seine Herangehensweise. In unregelmäßigen Abständen musste er sich einfach sein Leibgericht gönnen, diese einzigartige Komposition aus Form, Textur, Duft und Geschmack. Trotz der Unregelmäßigkeit war es ein Fixpunkt in seinem Leben, an den er immer wieder zurückkehrte. Und dabei hatte es in ritualartiger Manier zur Perfektion gebracht. Wann immer es mal wieder so weit war, bereitete er sich bereits Tage vorher darauf vor. Der Kochvorgang brauchte auch einige Zeit, aber das Drumherum war für Francesco das, was es besonders machte.
Er deckte sich seinen Tisch immer auf die gleiche Art. Eine rot und weiß karierte Tischdecke aus einem glatten Stoff, dessen Namen er nicht kannte, lieferte die Grundlage für sein Ensemble. Sie passte überhaupt nicht zur sonstigen Einrichtung, machte dabei aber die Besonderheit der Situation deutlich. Ein dreiarmiger Kerzenständer aus poliertem Silber sorgte etwas abseits der Tischmitte für ein stimmungsvolles Licht. Der Fuß des Leuchters war einst fein ziseliert, aber die Jahre hatten dem Metall nicht gutgetan. Irgendwann würde Francesco ihn ersetzen, aber es musste schon ein besonderes Stück sein.
Das gute, fast schon edle Geschirr durfte ebenso wenig fehlen wie das Besteck. Porzellan, handgefertigt von einem Meister seines Fachs hatte man ihm einst gesagt, kaum benutzt und daher fast wie neu. Elfenbeinfarben ohne unnötige Schmuckelemente. Messer und Gabel aus versilbertem Edelstahl, lang und elegant. Besonderes Essen braucht besonderes Zubehör. Nicht fehlen darf das Weinglas aus Kristallglas mit seinem hochwertigen Glanz für den ähnlich hochwertigen Roten.
Das Highlight ist aber natürlich Francescos Mahl selbst. Das Fleisch zart und rosig, in den eigenen Innereien stundenlang bei nur leichter Hitze gegart, glänzt im Licht der Kerzen, als wäre es noch immer mit Leben gefüllt. Die feinen runden Kartoffeln reflektieren ebenfalls das Licht und geben dem Fleisch damit von der einen Seite ein besonderes Leuchten. Sie sind selbst mit nur einer Fingerspitze Petersilie bestreut, die frisch aus dem Garten kommt und ihren herrlichen Duft verströmt, ohne von der Hauptzutat abzulenken.
Das gilt auch für das ungesalzene Gemüse auf der anderen Seite des Fleisches. Zu viel Salz sei ohnehin nicht gesund, Francesco fand den Geschmack aber vor allem sehr penetrant. Es lenkte ihn zu sehr ab. In einer einfachen metallenen Sauciere neben dem Teller ist das letzte Puzzlestück, eine weißlich schimmernde Sauce, die aus Francescos Sicht alles abrundet. Sie ist fast naturbelassen, nur ein wenig Pfeffer und Muskat sind ihr zugegeben, um etwas Würze zu liefern.
Francesco nimmt die Sauciere und gießt kleine Mengen erst über Kartoffeln und Gemüse, dann über das Fleisch. Mit dem Messer schneidet er nach und nach Stücke aus allem heraus und genießt die Kombination der unterschiedlichen Bestandteile. Ein Feuerwerk der Freude startet in seinem Kopf, teils ist es der reine Genuss, teils ist es die Vorfreude auf weitere Portionen. Er hatte noch genug, die junge Frau war schließlich fast 1,70 Meter groß.
